Die Europäische Investitionsbank, die Finanzierungsinstitution der Europäischen Union, gewährt der Orascom Construction Industries (OCI), einer großen ägyptischen Unternehmensgruppe, mehr als 60 Mio EUR für den Bau und den Betrieb eines neuen Zementwerks in Algerien. Das Werk wird bei M'Sila, 240 km südwestlich von Algier, errichtet.

Bei dem mitfinanzierten Investitionsvorhaben, das auch von der IFC (Weltbank-Gruppe) unterstützt wird, handelt es sich um die erste private Operation in der Zementindustrie Algeriens. Das Vorhaben steht in Einklang mit den Zielen der Liberalisierung der Wirtschaft und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der Mittelmeerländer, die durch den Barcelona-Prozess, der die Europäische Union und die Partnerländer des Mittelmeerraums miteinander verbindet, unterstützt werden sollen. Der Finanzierungsbeitrag der EIB umfasst eine indirekte Beteiligung von 6 Mio EUR aus Risikokapitalmitteln an dem Unternehmen und ein Darlehen über 55 Mio USD. Diese Finanzierungsstruktur eignet sich aufgrund der Kombination von Eigenkapital und langfristigen Fremdmitteln, die beide in Algerien derzeit nicht ohne Weiteres verfügbar sind, besonders gut für die Gründung eines Privatunternehmens.

Das geplante Werk, das bis 2004 betriebsbereit sein soll, wird von der algerischen Tochtergesellschaft der OCI, der Algerian Cement Company (ACC), betrieben werden. Seine wirtschaftliche Berechtigung ergibt sich aus der großen Nachfrage nach Zement und Beton für den Wohnungsbau in Algerien, der in den großen Städten des Landes eine dringende soziale Notwendigkeit darstellt. Dank des Know-how-Transfers im technischen Bereich und auf dem Gebiet der Unternehmensführung, den die Gründung dieses privaten Unternehmens mit sich bringt, wird sich das Angebot an qualitativ hochwertigem Zement gegenüber den zur Zeit durch die algerischen Zementwerke des öffentlichen Sektors angebotenen Produkten deutlich verbessern. Das neue Unternehmen wird außerdem durch die Schaffung von 400 Arbeitsplätzen für hochqualifiziertes Personal, die Nutzung einheimischer Rohstoffe (Ton, Gips, Kalkstein) für eine Dauer von fast 50 Jahren und die Substitution von Importen, die Algerien erhebliche Einsparungen in harten Währungen ermöglicht, beträchtliche positive Wirkungen für die algerische Wirtschaft haben.

Dieser Finanzierungsbeitrag der EIB an die Orascom stellt die erste Operation im privaten Sektor im Rahmen der neuen "Investitionsfazilität und Partnerschaft Europa-Mittelmeer" (FEMIP) dar, die von der Bank im Anschluss an den Europäischen Rat Barcelona (15. und 16. März 2002) eingerichtet wurde. Durch die FEMIP, die am 18. Oktober 2002 in Barcelona offiziell ins Leben gerufen wurde, wird die EIB ihre finanzielle Zusammenarbeit mit den Partnerländern des Mittelmeerraums verstärken und ihre jährliche Darlehensvergabe in der Region schrittweise von 1,5 Mrd EUR auf 2 Mrd EUR ausweiten, wobei die Empfängerländer an der Umsetzung der ihnen gebotenen Hilfe beteiligt werden.

Qualitativ gesehen wird der Schwerpunkt im Rahmen der FEMIP auf Projekten des privaten Sektors liegen, und zwar in zweierlei Hinsicht: Ziel ist zum einen die Liberalisierung der Volkswirtschaften der Partnerländer des Mittelmeerraums und zum anderen die Stärkung ihrer Wirtschaftskraft im Hinblick auf die Schaffung einer Zollunion zwischen der Europäischen Union und diesen Ländern bis 2010. Die EIB strebt in diesem Zusammenhang eine Erhöhung des Anteils der Projekte des privaten Sektors an ihren Finanzierungen auf 33% an. Ein weiterer Schwerpunkt der FEMIP werden länderübergreifende Infrastrukturprojekte sowie Projekte im sozialen Bereich sein, insbesondere im Gesundheitssektor, im Bildungswesen und im Umweltschutz, die zur wirtschaftlichen Stabilisierung beitragen und Investitionen des produktiven Sektors fördern.

Im Jahr 2001 erreichte die Darlehensvergabe der Europäischen Investitionsbank (EIB) in den Partnerländern im Mittelmeerraum einen Betrag von insgesamt 1,5 Mrd EUR. Dieses Rekordniveau bestätigt die maßgebliche Rolle, die die Finanzierungsinstitution der Europäischen Union bei der Unterstützung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Region spielt. Mit Darlehen im Gesamtbetrag von 1,5 Mrd EUR seit 1974 gehört Algerien neben Ägypten, Marokko und der Türkei zu den größten Empfängerländern im Rahmen der EIB-Tätigkeit.