Im Rahmen seines Besuches in Tunesien unterzeichnete Philippe de Fontaine Vive, der für die FEMIP (Investitionsfazilität und Partnerschaft Europa-Mittelmeer) zuständige Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank (EIB), am 10. und 11. Dezember 2010 zwei Darlehen über insgesamt 313 Mio EUR zugunsten des öffentlichen Nahverkehrs und der Energieeffizienz in Tunesien.  Daneben unterzeichnete er auch eine Vereinbarung über technische Hilfe im Umfang von 6,8 Mio EUR im Straßensektor.

Philippe de Fontaine Vive, Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank (EIB) und verantwortlich für die FEMIP, unterzeichnete am 10. Dezember 2010 in Tunis mit der Société Réseau Ferroviaire de Tunis, vertreten durch Kamel Ben Amor, Président-Directeur Général, einen Finanzierungsvertrag über 119 Mio EUR für das neue Vorort-Bahnnetz in Tunis. Anwesend waren auch Mohamed Nouri Jouini, Minister für Entwicklung und internationale Zusammenarbeit, Dov Zerah, Directeur Général der Agence Française de Développement, sowie Wolfgang Reuß, Abteilungsleiter für die Region Naher Osten und Nordafrika bei der KfW, Adrianus Koetsenruijter, Botschafter und Leiter der Delegation der Europäischen Kommission in Tunesien, sowie der französische Botschafter Pierre Ménat und der deutsche Botschafter Horst-Wolfram KERLL. Außerdem wurde am 11. Dezember 2010 ein Vertrag über 194 Mio EUR für den Bau eines mit Gasturbinen betriebenen Einwellen-Kombikraftwerks in Sousse mit Othman Ben Arfa, Président-Directeur Général der STEG, in Gegenwart von Mohamed Nouri Jouini, Minister für Entwicklung und internationale Zusammenarbeit, unterzeichnet.

Leistungsfähige Infrastruktur im Dienst der wirtschaftlichen Entwicklung

 „Mit diesen Finanzierungen beweist die EIB erneut, dass sie bereit ist, die wirtschaftliche Entwicklung und Innovationen zu unterstützen. Die Bank möchte Tunesien helfen, leistungsfähige Infrastruktureinrichtungen aufzubauen, die von Dauer sind und neue Arbeitsplätze schaffen. Darüber hinaus begrüße ich die direkten positiven Auswirkungen auf die Lebensqualität der Bevölkerung", erklärte Philippe de Fontaine Vive, Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank.

1. Das Vorort-Bahnnetz von Tunis: Nahverkehr auf hohem Qualitätsniveau

Das Projekt betrifft den Bau der ersten Abschnitte von zwei Linien des neuen Vorort-Bahnnetzes von Tunis und die Beschaffung der dafür erforderlichen 28 Züge. Die neue Infrastruktur umfasst insgesamt 14 Stationen auf einer Länge von 17,2 km.  

Diese beiden ersten Linien des Bahnnetzes bieten folgende Vorteile:

  • Die Mobilität der Einwohner von Tunis wird gesteigert. 2016 werden 352 000 Personen das öffentliche Nahverkehrsangebot nutzen können.
  • Die Luftverschmutzung und Lärmbelästigung werden reduziert.

Die Finanzierung dieses Projekts wird zu einer besseren Anbindung eines Gebiets mit etwa 620 000 Einwohnern beitragen. Mit diesem neuen Nahverkehrsangebot wird die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs vor allem gegenüber dem Pkw erhöht. Gleichzeitig können die Busdienste optimiert werden. Damit wird ein Beitrag zur Senkung der durch den Stadtverkehr verursachten Kohlendioxid-Emissionen geleistet.

Das Projekt wird gemeinsam mit der AFD, der KfW und der Europäischen Kommission (NIV) finanziert.

2. Gasturbinen-Kombikraftwerk in Sousse: grüne Energie mit hoher Energieeffizienz

Der Bau eines mit Gasturbinen betriebenen Einwellen-Kombikraftwerks in Sousse dient einem wirtschaftlichen und einem ökologischen Ziel:

  • Optimierung des Stromangebots durch eine Leistung von etwa 400 MW bei moderaten Kosten. Das Kraftwerk kann die steigende Nachfrage decken und erhöht gleichzeitig die Versorgungssicherheit, wodurch es zum Wirtschaftswachstum des Landes beiträgt.
  • Minderung der Treibhausgas-Emissionen und Luftschadstoffe je erzeugter Stromeinheit dank der erzielten Wärmeeffizienz. Bei der im Kraftwerk eingesetzten Technologie wird Gas als Regelbrennstoff eingesetzt, während eine Befeuerung mit Destillat ersatzweise möglich ist. Daraus ergibt sich eine höhere Energieeffizienz gegenüber den mit offenen Gasturbinen betriebenen Kraftwerken und Dampfturbinenkraftwerken (die mit schwerem Heizöl oder Erdgas befeuert werden), die derzeit die Basisversorgung mit Strom in Tunesien sicherstellen.

Das Kraftwerk wird voraussichtlich Mitte 2013 in Betrieb genommen.

Mit der Unterzeichnung des Darlehens setzt die EIB ihre Finanzierungen im Energiesektor fort, den sie als entscheidenden Faktor für eine nachhaltige Entwicklung der Mittelmeer-Drittländer sieht.  Von 2002 bis 2009 hat die Bank Energievorhaben in dieser Region mit 3,7 Mrd EUR unterstützt. Zu den finanzierten Vorzeigeprojekten gehören das Kraftwerk Ghannouch in Tunesien, das Wasserkraftwerk Tillouguit und der Windpark Tanger in Marokko, der Windpark in Gabal el-Zait in Ägypten, die jordanische Gaspipeline sowie das Projekt Deir Ali I und II in Syrien. Mit der Unterzeichnung stärkt die EIB auch ihre bewährte Partnerschaft mit der Société Tunisienne de l’Electricité et du Gaz (STEG):  Seit 1995 hat die STEG bereits acht Darlehen im Gesamtbetrag von 570 Mio EUR erhalten.  Außerdem wird die FEMIP entsprechend dem Mandat, das ihr im Rahmen der Union für das Mittelmeer erteilt wurde, mit der STEG Énergies Renouvelables zusammenarbeiten, um vor allem die Energieeffizienz und die Entwicklung des tunesischen Solarprogramms zu fördern

3. Kooperationsvereinbarung über technische Hilfe

Bei seinem Besuch unterzeichnete EIB-Vizepräsident Philippe de Fontaine Vive auch eine Kooperationsvereinbarung über technische Hilfe im Umfang von 6,8 Mio EUR mit den tunesischen Behörden.  Diese Hilfe, die aus Mitteln der FEMIP und damit der Europäischen Kommission finanziert wird, erlaubt es, zukünftige Projekte der FEMIP im Straßensektor vorzubereiten. Dazu zählen etwa die zukünftige Autobahn im Landesinneren, die es ermöglichen wird, Schlüsselsektoren der Wirtschaft auf der Achse Kairouan-Gafsa besser anzubinden und ihre Entwicklung voranzutreiben. Auch eine Umgehung der Hauptstadt, in die immer mehr Autobahnen führen, ist geplant, um eine Überlastung durch den Verkehr und die damit einhergehenden Umweltfolgen zu vermeiden. Diese Investitionen ermöglichen es außerdem, die Unfallzahlen deutlich zu senken.

Hinweise an die Redaktion;

Mit einem Finanzierungsvolumen von mehr als 10 Mrd EUR im Zeitraum von Oktober 2002 bis Dezember 2009 ist die FEMIP zum wichtigsten Akteur der finanziellen Partnerschaft zwischen Europa und den Mittelmeer-Drittländern geworden.

Die Investitionsfazilität und Partnerschaft Europa-Mittelmeer (FEMIP) bündelt das gesamte Spektrum der von der Europäischen Investitionsbank in den Mittelmeer-Partnerländern angebotenen Instrumente. Seit ihrer Einrichtung im Oktober 2002 hat sie sich zum wichtigsten Instrument der finanziellen und wirtschaftlichen Partnerschaft zwischen Europa und den Mittelmeer-Drittländern entwickelt und mehr als 10 Mrd EUR für die Finanzierung von Vorhaben in den neun Mittelmeer-Partnerländern zur Verfügung gestellt.