- Ein EU-Zuschuss von 11,3 Millionen Euro soll die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen in den Mülldeponien verbessern. Die Hälfte von ihnen sind Frauen
- Das Projekt trägt auch zum Klimaschutz bei und wird von der Europäischen Investitionsbank mit einem Darlehen über 42,2 Millionen Euro unterstützt
In der nordwestargentinischen Provinz Jujuy leben derzeit rund 300 Menschen von den Abfällen auf Mülldeponien. Gut die Hälfte von ihnen sind Frauen, die unter freiem Himmel aus den 200 000 Tonnen Abfällen Verwertbares heraussuchen. Eine selektive Behandlung der Abfälle ist auf den Müllhalden nicht möglich. Trotz fehlender Sicherheitsvorkehrungen und der harten Arbeitsbedingungen können die Müllsucherinnen auf diese Weise ihre Familien ernähren.
Um diesen Zustand zu beenden, hat die Provinzregierung mit Unterstützung der Europäischen Union einen integrierten Abfallbewirtschaftungsplan für feste Siedlungsabfälle aufgestellt. Durch die Infrastruktur, die im Rahmen dieser Initiative geschaffen wird, eröffnen sich auch für die Frauen neue wirtschaftliche und soziale Chancen. Ein Teil der EU-Finanzierung ist für die Schulung der Müllsucher und vor allem für die soziale Integration von Frauen mithilfe neuer Beschäftigungschancen bestimmt. Die Provinzregierung geht davon aus, dass im Rahmen des Projekts 650 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Hälfte der Stellen, die in den Umweltzentren geplant sind, soll mit Müllsucherinnen besetzt werden. Die Frauen werden gezielt für den neuen Arbeitsplatz geschult. Sie werden ein besseres Einkommen haben und nicht mehr den Gefahren ausgesetzt sein, die mit der Suche nach Abfällen auf einer Müllkippe verbunden sind.
Die Europäische Union kofinanziert diesen Plan mit einem Darlehen über 42,2 Millionen Euro und einem Zuschuss von 11,3 Millionen Euro. Das Darlehen wurde im März von der Europäischen Investitionsbank (EIB) vergeben. Der nicht rückzahlbare Zuschuss wird aus der Investitionsfazilität der Europäischen Kommission für Lateinamerika (LAIF) bereitgestellt. Die Provinz wird mit der Unterstützung der EU eine Biogasanlage, grüne Punkte und Umweltzentren einrichten. Geplant ist ferner die Anschaffung von Material für das Sammeln, Sortieren und Recyceln von Abfällen, um die Dienstleistungen auf kommunaler Ebene zu verbessern.
Mit einer Vereinbarung zur Verwendung des Zuschusses aus der Investitionsfazilität für Lateinamerika haben die EIB und die Provinzregierung nun ihre Zusammenarbeit bei diesem Projekt weiter ausgebaut. Die Vereinbarung wurde heute am Rande der Europäischen Entwicklungstage in Brüssel von der für Finanzierungen der EIB in Lateinamerika zuständigen Direktorin María Shaw-Barragán und der Umweltministerin der Provinz María Inés Zigarán unterzeichnet. Die Europäischen Entwicklungstage sind das wichtigste Forum Europas für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung. Die EIB nimmt an dieser Veranstaltung teil, die von der Europäischen Kommission organisiert wird. Im Mittelpunkt der diesjährigen Entwicklungstage steht eine globale Strategie zur Förderung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Teilhabe von Frauen (weitere Informationen finden Sie hier).
Der neue Abfallbewirtschaftungsplan ist Teil der Umweltinitiative „Jujuy Verde Carbono Neutral 2030“. Da er die Einbindung der indigenen Bevölkerung der Provinz in die Abfallbewirtschaftung fördert und den Aspekt der Interkulturalität in die Umweltpolitik einführt, wird er auch dieser Bevölkerungsgruppe neue Chancen eröffnen.
Die EIB-Direktorin María Shaw-Barragán: „Das Vorhaben trägt zum einen zur Bekämpfung des Klimawandels bei, da die Treibhausgasemissionen dieser Mülldeponien gesenkt werden. Es wirkt sich aber auch positiv auf Wirtschaft und Gesellschaft aus: Das Projekt bietet den Menschen auf den Müllhalden in Jujuy eine Perspektive. Viele von ihnen sind Frauen, die mit dieser Arbeit den Lebensunterhalt ihrer Familien bestreiten. Sie erhalten jetzt die nötige Schulung, damit sie in den neuen Abfallentsorgungsanlagen beschäftigt werden können. Die Anlagen sind als Genossenschaften organisiert und sorgen für akzeptable Arbeitsbedingungen.“
Der Gouverneur der Provinz Jujuy, Gerardo Morales: „Der Weg, den wir gemeinsam mit der Europäischen Investitionsbank und insbesondere mit der Europäischen Union einschlagen, ist für unsere Provinz von großer Bedeutung. Der Abfallbewirtschaftungsplan ist Teil der Initiative Jujuy Verde, eines zentralen Vorhabens der Provinzregierung. Er sieht konkrete Maßnahmen in den Bereichen Umweltschutz, nachhaltige Entwicklung, Generationengerechtigkeit, soziale Gleichheit, geschlechtsspezifische Perspektive und Interkulturalität vor.“
Die Umweltministerin der Provinz, María Inés Zigarán: „Wir müssen die prekäre wirtschaftliche und soziale Situation dieser informellen Müllsucher beseitigen. Um dies zu erreichen, wollen wir das Umweltbewusstsein stärken und diese Menschen als produktiv Tätige in die vorgesehenen Umweltzentren integrieren. In deren Mittelpunkt sollen der Vereinsgedanke, der Wert kollektiver Arbeit und die Entwicklung von Vereinbarungen, Regeln, Verantwortung und Verpflichtungen stehen.“
Zur Rolle der Frauen in diesem Projekt meinte sie weiter: „Um die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern, werden wir die Gesundheitsrisiken der Müllsucherinnen verringern, ihr Einkommen verbessern, ihre Rolle innerhalb der Familie stärken, ihr Empowerment und ihre Führungsrolle fördern sowie ihr Tätigkeitsprofil verbessern. Ausgangspunkt sind dabei die Anerkennung und Selbstbehauptung ihrer Fähigkeiten und ihres Beitrags zur Gesellschaft.“
Das Abfallbewirtschaftungsprojekt der Provinz wird außerdem von der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) mit einem Darlehen über 14 Millionen Euro unterstützt. Dieses Darlehen wird vom argentinischen Ministerium für Umwelt und nachhaltige Entwicklung für das Projekt Chanchillos I und II verwaltet, das vor der Fertigstellung steht.
Frauen fördern
Im Jahr 2016 nahm die EIB ihre neue Strategie zur Gleichstellung der Geschlechter und zum wirtschaftlichen Empowerment von Frauen an. Mit dieser Strategie wird die Gleichstellung von Frau und Mann zum Ziel der EIB-Gruppe bei allen ihren Aktivitäten. Die Bank der EU erkennt damit an, dass ihr sowohl innerhalb als auch außerhalb der Europäischen Union eine zentrale Rolle beim Schutz von Frauen zukommt. Sie wird daher gezielt Projekte fördern, die eine größere Teilhabe von Frauen am Arbeits- und Wirtschaftsleben bewirken.