• EU hinkt den USA bei der Digitalisierung hinterher
  • Digitale Unternehmen liegen bei Wachstum und neuen Arbeitsplätzen vorn

Im Kampf gegen das Coronavirus sind digitale Technologien wichtiger denn je. Sie ermöglichen es, den Alltag sowie wirtschaftliche und soziale Aktivitäten fortzusetzen und später wieder zur Normalität zurückzukehren. Die Coronavirus-Pandemie läutet gerade eine neue Ära der Digitalisierung ein und beschleunigt die Entwicklung digitaler Technologien deutlich. Was bisher lediglich als „Nice-to-have“ galt, könnte nun unverzichtbar werden. Damit Unternehmen und Organisationen mittel- und längerfristig florieren und widerstandsfähiger werden, könnte es jetzt noch wichtiger sein, die Pläne zur digitalen Transformation zu überdenken, um in der „neuen Normalität“ wettbewerbsfähig zu bleiben.

Vor diesem Hintergrund beleuchtet der neue EIB-Bericht „Who is prepared for the new digital age? Evidence from the EIB Investment Survey“ den Stand der Digitalisierung in der EU und in den Vereinigten Staaten aus Unternehmensperspektive. Basierend auf einer Unternehmensumfrage zeigt der Bericht, dass EU-Unternehmen in den meisten Sektoren hinter den USA zurückfallen. Der Bericht geht auch auf die Vorbehalte der Unternehmen gegen die Einführung digitaler Technologien und entsprechende Investitionen ein. Vor allem wird deutlich, wie sich der Zugang zu qualifizierten Führungs- und Arbeitskräften und das Regelungsumfeld auf die Digitalisierung europäischer und amerikanischer Firmen auswirken.

Debora Revoltella, Chefvolkswirtin der EIB: „Wenn die politischen Entscheidungsträger in Europa die Digitalisierung forcieren wollen, müssen sie strukturelle Investitionshindernisse beseitigen. Sie müssen Maßnahmen zur Beschleunigung der Digitalisierung ergreifen. Dazu gehören modernere Managementkompetenzen und -methoden, mehr Schulungen der Arbeitskräfte und Erleichterungen bei der Finanzierung von Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und digitale Technologien. Die aktuelle Covid-19-Wirtschaftskrise kann eine Gelegenheit sein, einige dieser Initiativen nun schneller voranzutreiben.“

Die EU hinkt den USA bei der Digitalisierung hinterher

Der in dem Bericht vorgestellte Digitalisierungsindex der EIB basiert auf Unternehmensdaten und Einschätzungen und zeigt, dass die EU hinter den USA zurückliegt. Nur vier EU-Länder sind den USA bei der Digitalisierung voraus: Dänemark, die Niederlande, Tschechien und Finnland.

Im Durchschnitt sind europäische Unternehmen seltener vollständig digitalisiert. Sie führen digitale Technologien seltener als ihre US-Wettbewerber ein und investieren weniger in sie. Besonders groß ist der Unterschied im Bausektor, wo der Anteil der digitalen Unternehmen in der EU bei 40 Prozent und in den USA bei 61 Prozent liegt. Der Unterschied in den Einführungsraten zwischen EU- und US-Unternehmen beträgt 13 Prozentpunkte im Dienstleistungssektor und 11 Prozentpunkte im Infrastruktursektor. Im verarbeitenden Gewerbe berichten nur 66 Prozent der Unternehmen in der EU gegenüber 78 Prozent in den USA, dass sie mindestens eine digitale Technologie eingeführt haben.

Der Digitalisierungsindex der EIB

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Quelle: Unternehmensdaten aus der Investitionsumfrage der EIB 2019. Der Digitalisierungsindex der EIB umfasst fünf Komponenten: Digitalisierungsintensität, digitale Infrastruktur, Investitionen in Software und Daten, Investitionen in organisatorische und geschäftsprozessbezogene Verbesserungen und strategisches Monitoringsystem.

Digitale Unternehmen schneiden besser ab

Der Bericht belegt auch eine bessere und dynamischere Leistungsfähigkeit der digitalen Unternehmen. Digitale Unternehmen haben tendenziell eine höhere Produktivität als nicht digitale Unternehmen, wenden bessere Managementmethoden an, sind innovativer, wachsen schneller und schaffen besser bezahlte Arbeitsplätze – was auch die Erholung nach einer globalen Krise erleichtert.

Auch die Größe spielt eine Rolle: Große Unternehmen treiben die Digitalisierung sowohl in der EU als auch in den USA tendenziell schneller voran. Dieser Größeneffekt ist im verarbeitenden Gewerbe besonders ausgeprägt. Nur 30 Prozent der EU-Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten haben digitale Technologien eingeführt; dagegen sind es bei Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten 79 Prozent. Speziell in Europa erweist sich eine ungünstige Verteilung der Unternehmensgröße als großes Hindernis. Viele kleine, vor allem ältere Unternehmen in der EU betrachten arbeitsrechtliche Bestimmungen, die Unternehmensregulierung und fehlendes Fremdkapital als große Investitionshindernisse, die die Einführung digitaler Technologien weiter verzögern könnten.

Lesen Sie den Bericht und die Analyse nach Ländern: 

https://www.eib.org/de/publications/who-is-prepared-for-the-new-digital-age

oder

Lesen Sie die Zusammenfassung online:

https://www.eib.org/en/about/economic-research/surveys-data/eibis-digitalisation-report

Ihre Presse- und Interviewanfragen beantworten wir gern. Wenden Sie sich an EIB Communications Officer Jan Gerrit Wnendt (+352 691 284 340), j.wnendt@eib.org

Hintergrundinformationen

Die Hauptabteilung Volkswirtschaftliche Analysen der EIB

Die Hauptabteilung Volkswirtschaftliche Analysen der EIB befasst sich mit Wirtschaftsforschung und volkwirtschaftlichen Studien. Außerdem untersucht sie die Investitionstätigkeit in der Europäischen Union und anderen Regionen. Sie unterstützt damit die Bank bei ihrer Arbeit und Positionierung und bei der Festlegung ihrer Strategien und Leitlinien. Das 40-köpfige Team wird von Chefvolkswirtin Debora Revoltella geleitet.

Die Investitionsumfrage der EIB (EIBIS)

Die Umfrage der EIB-Gruppe zur Investitionstätigkeit und ‑finanzierung ist eine in ihrer Art einzigartige jährliche Befragung von rund 13 500 Unternehmen. Sie bezieht Unternehmen aus allen EU-Mitgliedstaaten ein und enthält zu Vergleichszwecken eine Stichprobe von US-Unternehmen. Gesammelt werden dabei Daten zu den Unternehmenscharakteristika und zur Unternehmensleistung, zur bisherigen Investitionstätigkeit und zu den künftigen Plänen, den Finanzierungsquellen und ‑schwierigkeiten sowie anderen unternehmensrelevanten Themen. Die Umfrage wird anhand einer geschichteten Zufallsstichprobe durchgeführt. Ihre Ergebnisse sind sowohl für alle Mitgliedstaaten der EU und die USA als auch für die einzelnen Unternehmensgrößenklassen (kleinste bis große Unternehmen) und für vier wichtige Sektoren repräsentativ. Dies ermöglicht es, einen Datenbestand für die Zeitreihenanalyse aufzubauen, der mit Informationen aus den Bilanzen und Gewinn-und-Verlust-Rechnungen der Unternehmen kombiniert werden kann. EIBIS wurde von der Hauptabteilung Volkswirtschaftliche Analysen der EIB mit Unterstützung von Ipsos MORI entwickelt.

Weitere Informationen finden Sie unter http://www.eib.org/eibis.