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Der erste Teil der EIB-Klimaumfrage 2021–2022 untersucht, wie die Menschen in einer sich rasch verändernden Welt zum Klimawandel stehen. Die Ergebnisse beleuchten, wie die Menschen den Klimawandel wahrnehmen und welche Maßnahmen sie von ihrem Land erwarten. 

  • 82 Prozent der Belgier halten den Klimawandel und seine Folgen für die größte Herausforderung der Menschheit im 21. Jahrhundert
  • 75 Prozent glauben, dass sie sich mehr Sorgen um den Klimanotstand machen als ihre Regierung
  • 71 Prozent finden, dass sich der Klimawandel auf ihren Alltag auswirkt
  • 70 Prozent befürworten strengere staatliche Maßnahmen, die die Menschen zu Verhaltensänderungen zwingen (5 Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr)
  • 66 Prozent würden eine Steuer auf Produkte und Dienstleistungen begrüßen, die am stärksten zur Erderwärmung beitragen
  • 64 Prozent der Befragten glauben, dass es Belgien nicht gelingt, seine CO2-Emissionen bis 2050 drastisch und Paris-konform zu senken
  • 86 Prozent wollen Kurzstreckenflüge durch umweltfreundliche Schnellzugverbindungen in Zusammenarbeit mit den Nachbarländern ersetzen

82 Prozent der Menschen in Belgien halten den Klimawandel und seine Folgen für die größte Herausforderung der Menschheit im 21. Jahrhundert. Diese Angabe machen in Belgien mehr als 70 Prozent der Befragten aller Altersgruppen und politischen Richtungen. Bei den verschiedenen politischen Richtungen gibt es deutliche Unterschiede: 90 Prozent der eher linksorientierten Befragten sehen im Klimawandel die größte Herausforderung für die Menschheit im 21. Jahrhundert, bei den eher Rechtsorientierten sind es 74 Prozent.

Die große Mehrheit der Belgier (71 Prozent) ist der Meinung, dass sich der Klimawandel auf ihren Alltag auswirkt (fünf Prozentpunkte mehr als im letzten Jahr, aber weniger als der europäische Durchschnitt von 77 Prozent).

Doch der Konsens trügt. Denn je nach Bevölkerungsgruppe gibt es ganz erhebliche Unterschiede. Wie groß die Klimabedenken sind und welche konkreten Erwartungen die Menschen haben, variiert zwischen Jung und Alt, Rechts und Links, Mann und Frau sowie abhängig von der sozioökonomischen Zugehörigkeit.

Hier sind einige Resultate der ersten Ergebnisreihe der Klimaumfrage 2021–2022, die die Europäische Investitionsbank (EIB) heute veröffentlicht. Die EIB ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen und der weltweit größte multilaterale Geldgeber für Klimafinanzierungen.

Wahrnehmung der Klimakrise/Klimaschutzmaßnahmen des Landes

Die große Mehrheit der Belgier (71 Prozent) findet, dass sich der Klimawandel auf ihren Alltag auswirkt. Das geben vor allem die 15- bis 29-Jährigen (77 Prozent) an. Bei den über 64-Jährigen sind es 10 Prozentpunkte weniger (67 Prozent). 76 Prozent der eher linksorientierten Befragten geben an, die Auswirkungen des Klimawandels im Alltag zu spüren. Das sind neun Prozentpunkte mehr als bei den eher Rechtsorientierten (67 Prozent).

75 Prozent glauben, dass sie sich mehr Sorgen um den Klimanotstand machen als ihre Regierung. Folglich sehen sie die Chancen für eine grüne Wende in ihrem Land eher pessimistisch. Nur 36 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Belgien seine CO2-Emissionen bis 2050 drastisch und Paris-konform senken kann. Die Mehrheit (64 Prozent) ist überzeugt, dass es dem Land nicht gelingen wird. Hier klafft zwischen Jung und Alt ein Unterschied von ganzen 18 Prozentpunkten: Bei den unter 30-Jährigen glauben 46 Prozent, dass Belgien die grüne Wende schafft, bei den über 64-Jährigen nur 28 Prozent. 72 Prozent der über 64-Jährigen meinen, dass Belgien das Ziel für 2050 nicht erreichen wird. 54 Prozent der 15- bis 29-Jährigen teilen diese pessimistische Sicht. Dieser Pessimismus ist bei den Befragten aller politischen Richtungen in etwa gleich stark ausgeprägt (67 Prozent bei den eher Linksorientierten und 65 Prozent bei den eher Rechtsorientierten). 48 Prozent der belgischen Befragten mit Kindern unter 18 Jahren glauben, dass es dem Land gelingen wird, seine Kohlenstoffemissionen zu reduzieren; bei den Befragten ohne kleine Kinder sind es 17 Prozentpunkte (31 Prozent) weniger.

Somit befürworten fast drei Viertel (70 Prozent) der Befragten strengere staatliche Maßnahmen (ähnlich denen zur Bekämpfung der Covid-19-Krise), die die Menschen zu Verhaltensänderungen zwingen (5 Prozentpunkte mehr als letztes Jahr (65 Prozent)).

Indes glauben nur 6 Prozent der eher Linksorientierten, dass die Erderwärmung nicht auf menschliches Handeln zurückgeht. Das sind acht Prozentpunkte weniger als bei den Rechtsorientierten (14 Prozent). Außerdem bezweifeln 27 Prozent der belgischen Befragten am äußeren rechten Rand immer noch, dass der Mensch die Hauptursache für die Klimakrise ist.

Streitthema Energie

Auf die Frage, welche Energiequelle ihr Land nutzen sollte, um die Erderwärmung zu bekämpfen, nennen die meisten Menschen in Belgien erneuerbare Energien (56 Prozent). Europaweit setzen darauf noch mehr Menschen (63 Prozent). In Belgien befürworten 62 Prozent der über 64-Jährigen den Einsatz erneuerbarer Energien. Bei den unter 30-Jährigen sind es 6 Prozentpunkte weniger (56 Prozent). Linksorientierte Belgier setzen viel stärker auf erneuerbare Energien als Rechtsorientierte (61 Prozent gegenüber 47 Prozent; ein Unterschied von 14 Prozentpunkten). Belgische Frauen befürworten erneuerbare Energien stärker als Männer (59 Prozent gegenüber 53 Prozent), ein Unterschied von sechs Prozentpunkten.

Insgesamt stehen die Menschen in Belgien etwas mehr hinter der Kernenergie als andere Europäerinnen und Europäer (16 Prozent gegenüber 12 Prozent). In Belgien sind die über 64-Jährigen (15 Prozent) etwas weniger für die Kernenergie als die unter 30-Jährigen (17 Prozent); der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist noch deutlicher: Männer (23 Prozent) befürworten die Kernenergie viel stärker als Frauen (9 Prozent). Auch Rechtsorientierte (24 Prozent) sprechen sich viel stärker für den Ausbau der Kernenergie aus als Linksorientierte (12 Prozent). Personen mit höherem Einkommen sind ebenfalls eher für den Ausbau der Kernenergie (20 Prozent) als Personen mit niedrigerem Einkommen (14 Prozent).

Zur Bekämpfung des Klimawandels setzen deutlich mehr Befragte auf Energieeinsparungen als auf einen stärkeren Einsatz von Erdgas (18 Prozent gegenüber 8 Prozent). Das gilt vor allem für die über 64-Jährigen (19 Prozent). Dagegen sehen nur 11 Prozent der unter 30-Jährigen Energieeinsparungen als beste Lösung an (8 Prozentpunkte weniger). Auffällig ist hier auch der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Frauen (22 Prozent) sind viel eher bereit, Energieeinsparungen zu unterstützen als Männer (14 Prozent).

Bevorzugte Lösungen gegen den Klimawandel

Die meisten Menschen in Belgien (66 Prozent gegenüber 69 Prozent europaweit) würden eine Steuer auf die Produkte und Dienstleistungen begrüßen, die am stärksten zur Erderwärmung beitragen. Dies würden in Belgien sogar 65 Prozent der Befragten mit geringerem Einkommen befürworten. Sie sind auch für eine Garantie von mindestens fünf Jahren für Elektro- oder Elektronikgeräte (91 Prozent) und dafür, Kurzstreckenflüge durch umweltfreundliche Schnellzugverbindungen zu ersetzen (86 Prozent). Außerdem befürworten sie „weichere“ Maßnahmen wie die Verbesserung der Bildung und eine stärkere Sensibilisierung der Jugend für einen nachhaltigen Konsum (91 Prozent).

Kris Peeters, Vizepräsident der EIB: „Vielleicht im Gegensatz zu dem, was oft in den Medien zu lesen ist, fordert eine Mehrheit der Belgier von der Regierung strengere Maßnahmen und Instrumente, um den Klimawandel zu bekämpfen. Im Vorfeld des Klimagipfels COP26 müssen wir unsere Anstrengungen verstärken und die grüne Wende beschleunigen. Die EIB ist bereit und willens, auch in Belgien ehrgeizige neue Klimaprojekte zu unterstützen, vor allem innovative Projekte mit hohem Nutzen für die Menschen.“

Excel-Rohdaten für alle 30 Länder hier herunterladen. Weitere Informationen zu den wichtigsten Ergebnissen der vierten Klimaumfrage der EIB finden Sie hier auf unserer Website.

Die Umfrage der EIB zum Klimawandel

Die Europäische Investitionsbank hat in ihrer vierten Klimaumfrage Menschen eingehend zum Klimawandel befragt. Gemeinsam mit dem Marktforschungsunternehmen BVA wollte sie herausfinden, welche Einstellungen und Erwartungen die Menschen in Bezug auf den Klimaschutz haben. Für die Umfrage wurde zwischen dem 26. August und dem 22. September 2021 in jedem der 30 teilnehmenden Länder eine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung befragt – insgesamt mehr als 30 000 Menschen.

Die Europäische Investitionsbank

Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten der EU. Die EIB vergibt langfristige Mittel für solide Projekte, die den Zielen der EU entsprechen, sowohl in Europa als auch weltweit. Die Europäische Investitionsbank ist in rund 160 Ländern tätig und einer der weltweit größten multilateralen Geldgeber für Klimaschutzprojekte. Vor Kurzem hat die EIB-Gruppe ihren Klimabank-Fahrplan verabschiedet, um ihre ehrgeizigen Ziele zu erreichen: In den nächsten zehn Jahren bis 2030 will sie eine Billion Euro für Klimaschutz und ökologisch nachhaltige Investitionen mobilisieren und bis 2025 mehr als 50 Prozent ihrer Finanzierungen für Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit bereitstellen. Gemäß diesem Fahrplan richtet die EIB-Gruppe außerdem ab Anfang 2021 alle neuen Finanzierungen an den Zielen und Grundsätzen des Pariser Abkommens aus.

Die EIB auf der COP26

Die EIB wird mit einem Pavillon in Halle 4 des Scottish Event Campus vertreten sein und diverse Nebenveranstaltungen zu zahlreichen Themen durchführen. Das Veranstaltungsprogramm finden Sie hier.

BVA

BVA ist ein Meinungsforschungs- und Beratungsunternehmen, das als einer der innovativsten Marktforschungsanbieter in seinem Sektor gilt. Schwerpunkt seiner Arbeit ist das verhaltensbasierte Marketing. Durch die Kombination von Daten- und Sozialwissenschaften gelangt BVA zu aufschlussreichen und aussagekräftigen Untersuchungsergebnissen. Das Unternehmen ist Mitglied im Worldwide Independent Network of Market Research (WIN), einem globalen Netz weltweit führender Markt- und Meinungsforschungsunternehmen mit mehr als 40 Mitgliedern.