>@Shutterstock
© Shutterstock
  • Erste schwimmende Offshore-Windparks in Frankreich befinden sich im Mittelmeer und verwenden drei verschiedene innovative Technologien
  • Französische Agentur für den ökologischen Wandel ADEME wählte Projekte nach Ausschreibung im Rahmen des Programms „Investitionen in die Zukunft“ aus
  • Projekte profitieren vom Know-how der Europäischen Investitionsbank, die bereits mehrere schwimmende Offshore-Windparks in Europa finanzierte
  • Europäische Kommission unterstützt die EIB-Investitionen: Ein Projekt erhält Mittel aus „InnovFin – Demonstrationsprojekte im Energiesektor“, die anderen zwei sind durch den Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI), das Kernstück der Investitionsoffensive für Europa, besichert

Die Europäische Investitionsbank (EIB) gibt den Abschluss von drei Finanzierungsverträgen mit Beteiligung der Europäischen Kommission bekannt. Sie betreffen die Installierung und Inbetriebnahme von drei schwimmenden Offshore-Windparks vor der französischen Mittelmeerküste. Die Projekte werden die Energiewende in Frankreich vorantreiben und stehen für eine neue Generation schwimmender Offshore-Windparks. Jedes Projekt nutzt eine andere innovative Technologie, und alle schwimmenden Windkraftanlagen sind mit Stahltrossen im Meeresboden verankert. Diese Innovation ermöglicht es, die Turbinen weiter weg von der Küste in tieferen Gewässern zu installieren, wo der Wind stärker und beständiger weht. Dies kommt auch der Ökobilanz der Projekte zugute. Die drei von der ADEME initiierten und von der EIB kofinanzierten technologischen Demonstrationsprojekte haben bereits entscheidende Hinweise für die Zukunft schwimmender Windparks gegeben, womit Frankreich zum Vorreiter dieser technologischen Entwicklung wird.

Das erste und am weitesten östlich gelegene Projekt wird von Parc Eolien Offshore de Provence Grand Large, einer Tochtergesellschaft von EDF Renouvelables, und Enbridge Eolien France 2 S.à.r.l. (EEF2), einer Tochtergesellschaft von Enbridge Inc. und CPP Investments, durchgeführt. Das EIB-Darlehen von 50 Millionen Euro trägt zu Planung, Entwicklung, Bau, Inbetriebnahme, Betrieb, Instandhaltung und Rückbau eines schwimmenden Offshore-Windparks bei, der drei Turbinen von Siemens Gamesa mit einer Gesamtleistung von rund 25 Megawatt umfasst. Diese sind auf mit gespannten Stahltrossen verankerten Schwimmkörpern installiert, die von SBM Offshore und IFP Energies Nouvelles konstruiert wurden. Das Projekt hat seinen Standort 40 Kilometer westlich von Marseille und 17 Kilometer vor der Küste von Port Saint Louis du Rhône, wo die Wassertiefe rund 100 Meter beträgt. Es soll 2023 ans Netz gehen. Der schwimmende Offshore-Windpark ist ein technologisches Novum und erhält Mittel aus „InnovFin – Demonstrationsprojekte im Energiesektor“ in Verbindung mit Erlösen aus der NER300-Initiative, aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und von der Region Provence-Alpes-Côte d‘Azur. Die EIB arbeitet im Rahmen von 2020 und 2021 unterzeichneten Finanzierungsverträgen bereits mit den Entwicklern dieses Windparks zusammen: Sie finanziert Offshore-Windparks in der Normandie in Fécamp (71 Windturbinen mit einer Leistung von 497 Megawatt) und in Courseulles-sur-Mer (64 Windturbinen mit einer Leistung von 448 Megawatt).

Das zweite Projekt Eolmed wird vom unabhängigen Stromerzeuger Qair entwickelt und liegt über 18 Kilometer vor der Küste von Narbonne im Departement Aude in der Region Okzitanien. Die EIB beteiligt sich mit einem Darlehen von 85 Millionen Euro an der Finanzierung. Für dieses Darlehen stellt der Europäische Fonds für strategische Investitionen (EFSI) eine Garantie, der Baubeginn ist im Herbst 2022, und die Inbetriebnahme soll Mitte 2024 erfolgen. Das Pilotprojekt umfasst drei Vestas-Windturbinen mit einer Leistung von 10 Megawatt, die auf Halbtauchern installiert werden. Die Turbinen werden über ein Seekabel an das Stromübertragungsnetz angeschlossen.

Das westlichste Projekt schließlich ist der Windpark Eoliennes Flottantes du Golfe du Lion. An ihm sind zwei Anteilseigner beteiligt: Ocean Winds (ein Joint Venture zwischen EDP Renewables und Engie) und Banque des Territoires (gehört zur Caisse des Dépôts-Gruppe, CDC). Das Projekt umfasst drei Vestas-Windturbinen mit einer Leistung von 10 Megawatt, die auf Schwimmkörpern installiert werden. Es verwendet die von Principal Power entwickelte WindFloat-Technologie, die bereits beim EIB-finanzierten Projekt WindFloat Atlantic in Portugal zum Einsatz kommt. Der Windpark liegt mehr als 16 Kilometer vor der Küste von Leucate (Departement Aude) und Le Barcarès (Departement Pyrénées-Orientales), wo die Wassertiefe 70 Meter beträgt. Die EIB stellte dafür 75 Millionen Euro bereit, die ebenfalls durch den EFSI besichert sind. Die Anlage soll Ende 2023 in Betrieb genommen werden.

EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle: „Diese drei Darlehen für die ersten schwimmenden Offshore-Windparks in Frankreich stehen voll in Einklang mit der Strategie der EIB, die Entwicklung erneuerbarer Energien und die Energiewende in Europa massiv zu unterstützen. Als Klimabank der Europäischen Union haben wir die Aufgabe, Innovationen wie schwimmende Offshore-Windkraftanlagen zu fördern. So tragen wir zu technologischen Lösungen bei, die die globale Erwärmung wirksam bekämpfen. Über diese hochwertigen Projekte, an denen führende öffentliche und private Akteure mitwirken, beteiligt sich die EIB an der Entwicklung eines Industriesektors in Frankreich und Europa, der eine Vorreiterrolle bei der Nutzung erneuerbarer Energien spielt. Darauf sind wir stolz.“

Paolo Gentiloni, EU-Kommissar für Wirtschaft: „Ich freue mich über diese EU-Finanzierung für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen in Frankreich. Die drei schwimmenden Offshore-Windparks werden Menschen und Unternehmen mit sauberer Energie versorgen. Das ist wichtiger denn je, weil wir ja derzeit daran arbeiten, unsere Energiequellen zu diversifizieren und die Energiewende voranzutreiben.“

In Zusammenarbeit mit anderen Finanzierungspartnern bringt die EIB ihre Branchen-, Technologie- und Finanzerfahrung ein, die für solche komplexen Pilotprojekte benötigt wird. Derartige Projekte beruhen auf Rechtskonstruktionen für Projektfinanzierungen ohne Rückgriffsrecht. Die drei Windprojekte erhielten den Zuschlag bei der Ausschreibung der ADEME im Rahmen des Programms des französischen Staates „Investitionen in die Zukunft“. Sie schaffen die Voraussetzungen für künftige kommerzielle Ausschreibungen für schwimmende Windparks, die bereits durchgeführt oder derzeit vorbereitet werden.

Für die EIB sind Investitionen in Innovation und die Bekämpfung der Erderwärmung eine Hauptpriorität. Sie sind der Schlüssel dafür, die Ziele des europäischen Grünen Deals zu erreichen und die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu senken sowie bis 2050 CO2-neutral zu werden.

Die Bank der Europäischen Union verfügt über erwiesenes Know-how bei der Finanzierung von Offshore-Windkraftanlagen, sowohl solchen auf Betonfundamenten als auch schwimmenden, und generell von Erneuerbare-Energien-Projekten, einem wichtigen Beschäftigungsmotor. Bereits 2018 vergab sie 60 Millionen Euro für die erste schwimmende Windkraftanlage in Kontinentaleuropa: das Projekt WindFloat Atlantic, das vom Windplus-Konsortium (Ocean Winds, Repsol und Principal Power) vor der portugiesischen Küste durchgeführt wurde. Sie hat somit gezeigt, dass sie die Entwicklung dieses neuen europäischen Industriezweigs ebenso unterstützen wird, wie sie die Entwicklung des Onshore- und Offshore-Windkraftsektors in den vergangenen 20 Jahren gefördert hat.

Hintergrundinformationen

Die Europäische Investitionsbank (EIB)

Die EIB ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Sie finanziert hochwertige Projekte, die den Zielen der Europäischen Union entsprechen. Seit 2019 beschleunigt sie ihre Umwandlung in eine Klimabank. Dafür hat sie sich verpflichtet, ab 2025 mindestens 50 Prozent ihrer Finanzierungen für Investitionen bereitzustellen, die zum Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen beitragen. Dieses Ziel hat sie in Frankreich 2021 schon weitgehend erreicht: Sie vergab zwei Drittel ihrer Finanzierungen von 9,2 Milliarden Euro für Projekte in den Bereichen erneuerbare Energien, energieeffiziente Gebäude und nachhaltige Mobilität.

InnovFin – Demonstrationsprojekte im Energiesektor

Dieses Programm, das demnächst durch das InvestEU-Programm für den grünen Wandel ersetzt wird, bietet Darlehen, Darlehensgarantien oder eigenkapitalähnliche Finanzierungen für innovative Demonstrationsprojekte, um die Energiewende zu beschleunigen und vor allem die Finanzierungslücke zwischen Demonstrationsphase und kommerzieller Nutzung zu schließen.

Der Europäische Fonds für strategische Investitionen (EFSI)

Der Europäische Fonds für strategische Investitionen (EFSI) ist das Kernstück der Investitionsoffensive für Europa. Er stellt Garantien für Erstverluste, sodass die EIB mehr und häufig risikoreichere Projekte finanzieren kann. Die Projekte und Vereinbarungen, die für eine EFSI-Finanzierung genehmigt wurden, dürften Investitionen von 524,3 Milliarden Euro (davon 84,9 Milliarden in Frankreich) mobilisieren und mehr als 1,4 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen in der Europäischen Union zugutekommen.