Suche starten De menü de ClientConnect
Suche starten
Ergebnisse
Top-5-Suchergebnisse Alle Ergebnisse anzeigen Erweiterte Suche
Häufigste Suchbegriffe
Meistbesuchte Seiten

    Der Klimawandel steht in der Europäischen Union und weltweit ganz oben auf der politischen Agenda. Auf der COP26 in Glasgow einigten sich die Länder, die für 99 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich sind, ihre Emissionen auf Netto-Null zu senken. Doch der Krieg in der Ukraine erschwert das.

    Die Preise für Öl, Strom und vor allem für Erdgas stiegen auf Rekordniveau, als die Wirtschaft nach der Coronakrise wieder in Schwung kam. Ein Teil des Preisanstiegs resultierte aus Lieferengpässen, und die vom Krieg in der Ukraine verursachten Störungen und Sanktionen verschlimmerten die Lage. Diese Entwicklungen gefährden die wirtschaftliche Erholung Europas, belasten die Haushalte, beeinträchtigen die finanzielle Tragfähigkeit und die Investitionspläne von Unternehmen und schaffen letztlich neue Hindernisse für die Energiewende. Die aktuelle Energiekrise, die aus einer Mischung temporärer und struktureller Probleme resultiert, dürfte lange andauern und sich noch weiter verschärfen.

    Aus ihr können Lehren für die Zukunft gezogen werden. Die Europäische Union muss massiv und anhaltend in saubere Energie und die nötige Infrastruktur investieren, damit die Wirtschaft wirklich von den fossilen Brennstoffen wegkommt. Sie muss auch mehr in Energieeffizienz investieren. Die Unternehmen selbst sind ein wichtiger Teil der grünen Gleichung. Sie müssen massiv in den Klimaschutz investieren und Energieeffizienz zur Priorität machen. Die Pandemie hat jedoch ihre Fähigkeit geschwächt, Investitionen zu tätigen und sich auf die Energiewende vorzubereiten.

    Der Bericht

    Warum investieren Unternehmen in den Klimaschutz? Die Ergebnisse der EIB-Investitionsumfrage 2021–2022 geben einen knappen Überblick, wie die Unternehmen Klimarisiken und Energiekosten wahrnehmen, mit welchen Investitionen sie ihnen begegnen und welche Faktoren ihre Entscheidungen beeinflussen. Die Informationen basieren auf der Investitionsumfrage der EIB (EIBIS), einer EU-weiten Umfrage bei über 13 500 unterschiedlich großen Unternehmen aus verschiedenen Sektoren. Die EIBIS wird seit 2016 jährlich durchgeführt und erfasst qualitative und quantitative Informationen über die Investitionstätigkeit von Unternehmen, ihren Finanzierungsbedarf und die Schwierigkeiten, mit denen sie kämpfen.

    Klimawandel und grüne Wende

    Von extremen Hitzewellen und Waldbränden im Westen Nordamerikas bis hin zu tödlichen Überschwemmungen in Westeuropa und Asien 2021: Die dramatische Zunahme katastrophaler Wetterereignisse wirkt sich auf Unternehmen aus. Während der Klimawandel jedes Land der Erde betrifft, sind seine Auswirkungen nicht in allen Regionen und Branchen gleich. Auch Firmen unterschiedlicher Größe sind unterschiedlich betroffen. Generell wird der Klimawandel jedoch zu höheren Instandhaltungs- und Materialkosten sowie zu höheren Preisen führen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und die Wirtschaft insgesamt beeinträchtigen.

    • Rund 58 Prozent der Firmen in der EU geben an, dass ihr Geschäft von den physischen Risiken des Klimawandels betroffen ist.
    • In den USA sind 63 Prozent der Unternehmen besorgt über die physischen Risiken des Klimawandels – ein deutlicher Anstieg um 11 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. 
    • Immerhin ein Fünftel der Firmen in der EU sind der Ansicht, dass Wetterextreme ihr Geschäft 2021 stark in Mitleidenschaft gezogen haben; in den USA sind es etwa ein Zehntel.

     

     

    Geschäftsmodelle müssen verändert werden, damit die Welt die Erderwärmung gemäß dem Pariser Abkommen auf deutlich unter 2 Grad Celsius (im Vergleich zum vorindustriellen Niveau) begrenzen kann. Firmen müssen sich an neue Vorschriften, sich ändernde Marktpräferenzen und neue Standards anpassen, wenn Länder mit der Dekarbonisierung beginnen. Während US-Unternehmen die Wende als Risiko für ihr Geschäft sehen, betrachten viele Firmen in der EU den Übergang sogar als Chance.

    • 2021 gaben nur 41 Prozent der Unternehmen an, dass die Wende sich nicht auf ihr Geschäft auswirkt, gegenüber 51 Prozent im Vorjahr.
    • Von den Firmen, die die Wende als Risiko für ihr Geschäft sehen, nennen 85 Prozent die Energiekosten als Hindernis für ihre Investitionspläne.
    • Im Gegensatz dazu stufen US-amerikanische Unternehmen die Wende mit großer Mehrheit als Geschäftsrisiko ein. Nur 20 Prozent sehen sich in der Lage, von der Energiewende zu profitieren.

     

    Klimainvestitionen verzögern sich

    Der Anteil der europäischen Unternehmen, die in Klimamaßnahmen investieren, sank 2021 leicht auf 43 Prozent von 45 Prozent im Vorjahr. Grund hierfür ist wahrscheinlich die Coronakrise, weil die Unternehmen ihre Investitionspläne auf Eis legten. Firmen in West- und Nordeuropa sind weiter führend bei Klimainvestitionen, während mittel- und osteuropäische Länder langsam aufholen. Die Zukunft sieht jedoch rosiger aus.

    • Generell ist der Anteil der EU-Unternehmen, die in Klimamaßnahmen investieren, immer noch deutlich höher als in den USA, wo er von 32 Prozent im Jahr 2020 auf 28 Prozent zurückging.
    • Etwa 46 Prozent der Firmen in der EU wollen künftig in Klimamaßnahmen investieren – deutlich mehr als 2020.

     

     

    Mehrere Hindernisse bremsen Klimainvestitionen aus: der Zugang zu Finanzierungen, hohe Energiekosten und die unsichere Zukunft. Der Anteil der EU-Firmen, die hohe Energiekosten als Investitionshindernis nennen, stieg auf 60 Prozent. Dieser Anteil ist in allen Wirtschaftszweigen stetig gestiegen, wobei sich Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes die größten Sorgen machen.

    • 2021 gaben fast 70 Prozent der produzierenden Unternehmen an, dass die Energiepreise ihre Investitionen einschränken. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als im EU-Durchschnitt.

     

    Energieeffizienz vor neuen Herausforderungen

    Die Investitionen in Energieeffizienz gingen in der Pandemie auf beiden Seiten des Atlantiks zurück. Allerdings sank der Anteil der Unternehmen in der EU, die in Energieeffizienz investieren, weniger stark als in den USA. Wieder einmal bremste die Pandemie die Investitionen aus. Unternehmen in West- und Nordeuropa investierten eher, gleichzeitig ging der Anteil der investierenden Unternehmen in diesen Ländern am stärksten zurück. Auch die Investitionen der mittel- und osteuropäischen Unternehmen in Energieeffizienz waren leicht rückläufig: 36 Prozent der Firmen investieren, auch wenn der Anteil kleiner war als 2016. In Südeuroa folgen die Investitionen der Unternehmen einem ähnlichen Trend.

    Die Investitionen in Energieeffizienz unterschieden sich auch nach Branche und Unternehmensgröße. Große Firmen und Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, die als energieintensiver gelten, investieren eher in Energieeffizienz. Große Unternehmen investieren deutlich mehr in Energieeffizienz als kleine und mittlere Unternehmen.

    • Am höchsten war der Anteil im verarbeitenden Gewerbe, gefolgt vom Infrastruktursektor. Dort entfielen durchschnittlich 11 Prozent der Gesamtinvestitionen auf Energieeffizienz, im verarbeitenden Gewerbe dagegen nur 7 Prozent.
    • Im Dienstleistungssektor und im Baugewerbe war der Anteil der Unternehmen, die in Energieeffizienz investierten, mit 32 Prozent am niedrigsten. Auf Energieeffizienz entfiel hier der geringste Anteil der Gesamtinvestitionen (7 Prozent).

     

    Weg in eine Netto-Null-Zukunft ebnen

    Die Unternehmen stellen sich allmählich der Realität des Klimawandels und der grünen Wende. Immer mehr Firmen in der EU und den USA geben an, dass die physischen Risiken des Klimawandels wie Überschwemmungen, Waldbrände und Hitzewellen ihr Geschäft beeinträchtigen. Ein wachsender Anteil der Unternehmen erwartet zudem, dass sich der Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaft auf ihr Geschäft auswirken wird.

    Um die Folgen höherer Energiepreise abzufedern und wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Unternehmen in der EU energieeffizienter werden, d. h. weniger Energie pro produzierter Einheit verbrauchen. Um Klimainvestitionen zu fördern, könnten politische Entscheidungsträger Unternehmen dazu ermutigen, die Energiewende und die Risiken des Klimawandels bei Investitionsentscheidungen zu berücksichtigen.

    Die gute Nachricht für Europa lautet: Die Zukunft der Investitionen in den Klimaschutz sieht rosiger aus. Die verschiedenen Sektoren, Länder und sonstigen Wirtschaftsakteure müssen den Klimawandel ähnlich wahrnehmen, wenn die grüne Wende in Europa gelingen soll. Andernfalls könnten die Wirksamkeit der EU-Klimapolitik untergraben werden und Klimaschutzmaßnahmen ins Stocken geraten.