Suche starten De menü de ClientConnect
Suche starten
Ergebnisse
Top-5-Suchergebnisse Alle Ergebnisse anzeigen Erweiterte Suche
Häufigste Suchbegriffe
Meistbesuchte Seiten

    Die EU schließt die Digitalisierungslücke gegenüber den USA. Mehr als die Hälfte der europäischen Firmen reagierte mit Investitionen in Digitalisierung auf die Pandemie. Bei der Nutzung moderner Digitaltechnologien schließen sie rasch zu den US-Unternehmen auf. Dennoch ist Europa bei der digitalen Innovation nicht gut aufgestellt. Es läuft Gefahr, bei einigen kritischen Technologien in Abhängigkeit zu geraten.

    Europa kann von einer verbesserten Digitalisierung stark profitieren. Digitale Unternehmen sind krisenfester. Sie haben die Wirtschafts- und Handelsstörungen durch die Covid-19-Pandemie und den Ukrainekrieg besser überwunden als andere Unternehmen und effizientere Arbeitsweisen eingeführt. Digitale Firmen sind auch meist produktiver, tendenziell mehr im internationalen Handel tätig und investieren eher in Maßnahmen gegen den Klimawandel.

    Der Bericht

    Die Umfrage der EIB-Gruppe zu Investitionen und Investitionsfinanzierungen (EIBIS) ist eine in dieser Form einmalige jährliche Umfrage unter rund 12 800 Unternehmen. Sie bezieht Unternehmen aus allen EU-Mitgliedstaaten ein und enthält zu Vergleichszwecken eine Stichprobe von US-Firmen. Gesammelt werden dabei Daten zu den Unternehmenscharakteristika und zur Unternehmensleistung, zur bisherigen Investitionstätigkeit und zu den künftigen Plänen, den Finanzierungsquellen und ‑schwierigkeiten sowie anderen relevanten Themen.

    Digitalisierung in der EU

    Die Coronakrise hat die Digitalisierung in europäischen Firmen beschleunigt. Laut EIBIS haben sich mehr als die Hälfte der EU-Unternehmen (53 Prozent) stärker digitalisiert, etwa durch das Anbieten von Online-Diensten.

    Doch trotz der starken Entwicklung in der EU war die pandemiebedingte Digitalisierung bei US-Unternehmen immer noch stärker. Diese Lücke wird hauptsächlich von kleinsten und kleinen EU-Unternehmen verursacht, die weniger in Digitalisierung investierten als ihre US-Pendants.

    • 2022 haben nur 30 Prozent der europäischen Kleinstunternehmen Schritte in Richtung Digitalisierung unternommen. Bei den großen Unternehmen waren es 63 Prozent.

    In den vergangenen vier Jahren hat die EU allerdings bei modernen Digitaltechnologien stärker zu den USA aufgeschlossen.

    • 69 Prozent der EU-Unternehmen haben 2022 moderne Digitaltechnologien eingeführt, im Vergleich zu 71 Prozent in den USA. Dieser Abstand wird seit 2019 kleiner.

    Innovation und Digitalisierung

    Zugang zu Highspeed-Internet, Fachkräfte und ein innovatives Umfeld – das alles gibt der Digitalisierung Schub. Für Unternehmen in Regionen mit besserer Infrastruktur zahlt sich eine Investition in Digitalisierung stärker aus.

    Es gibt weiterhin große Unterschiede in der digitalen Infrastruktur verschiedener EU-Regionen. Regionen mit schnellem Internet haben meist eine größere Anzahl digitaler Unternehmen. Auch während der Covid-19-Krise spielte die digitale Infrastruktur eine entscheidende Rolle.

    • 14 Prozent der befragten EU-Unternehmen sehen den Zugang zu digitaler Infrastruktur, also Internetzugang und -geschwindigkeit, als großes Investitionshindernis.

    Die Digitalisierung der Unternehmen hängt auch von der Verfügbarkeit digital kompetenter Arbeitskräfte ab. So führen Unternehmen in Regionen mit überdurchschnittlicher digitaler Qualifizierung eher moderne Digitaltechnologien ein. Diese Firmen haben während der Pandemie auch regelmäßiger in mehr Digitalisierung investiert. Um die Vorteile der Digitalisierung voll auszuschöpfen, müssen die Regionen die allgemeine und berufliche Bildung verbessern, damit die Arbeitskräfte mit ihren Kompetenzen Schritt halten können. Und sie müssen Online-Lernmöglichkeiten für all jene bieten, die momentan von der digitalen Wirtschaft ausgeschlossen sind.

    • In Regionen mit hoher digitaler Kompetenz haben sich aufgrund der Coronakrise 59 Prozent der Unternehmen digitaler aufgestellt. In Regionen mit geringer digitaler Kompetenz waren es 43 Prozent.

    Das Umfeld der Firmen hat ebenfalls einen Einfluss. Unternehmen in einem digital innovativen Umfeld investierten in der Covid-19-Krise eher in die Digitalisierung. Bei der Einführung moderner Technologien gab es dagegen keinen erheblichen Unterschied zwischen digital innovativen und schwächeren Regionen. Während also das Umfeld bei der digitalen Transformation in der Pandemie von Bedeutung war, hängt die Einführung moderner Digitaltechnologien nicht unbedingt vom Standort ab. Auch andere Faktoren spielen eine Rolle.

    Händler sind digitaler

    Firmen, die im internationalen Handel tätig sind, verwenden häufiger moderne Digitaltechnologien oder organisieren ihr Geschäft um sie herum. Außerdem reagieren sie eher mit konkreten Maßnahmen auf die negativen Effekte von Handelsstörungen. Im Allgemeinen wird die Wirtschaft durch die Digitalisierung widerstandfähiger gegen große, unerwartete Schocks.

    • Exporteure und Importeure führen um 10 Prozentpunkte häufiger moderne Digitaltechnologien ein als Nichthändler.
    • Bei Unternehmen, die in beide Richtungen handeln (sowohl exportieren als auch importieren), ist die Differenz mit über 20 Prozentpunkten noch größer.

    Digitale Unternehmen sind klimafreundlicher

    Neue Digitaltechnologien könnten eine wichtige Rolle im Umgang mit ökologischen Herausforderungen spielen. Beispiele sind smarte urbane Mobilität, Präzisionslandwirtschaft, nachhaltige Lieferketten, Umweltüberwachung und Katastrophenvorhersage. Digitaltechnologien können auch zur Beobachtung des Klimawandels eingesetzt werden und den Umstieg auf eine Kreislaufwirtschaft fördern.

    Digital fortschrittliche Unternehmen investieren zudem häufiger in Klimaschutz. Sie geben öfter an, dass sie bereits in Anpassungen an den Klimawandel und eine Reduzierung der eigenen Emissionen investiert haben und künftig investieren werden.

    • 61 Prozent der digital fortschrittlichen Unternehmen haben bereits in Maßnahmen gegen den Klimawandel investiert. Bei den nicht digitalen Unternehmen sind es 36 Prozent.

    Die digitale Entwicklung fördern

    Um den digitalen Wandel erfolgreich zu gestalten und seine langfristigen Vorteile zu nutzen, braucht es mehr als nur Technologien. Die digitale Transformation ist ein gesellschaftlicher Wandel. Das richtige technologische Gleichgewicht zu finden, ist ein komplexer Prozess für die EU. Sie ist gefangen zwischen Global Playern, die den aktuellen Stand der digitalen Innovation definieren, und nationalen Präferenzen sowie sozialen und regulatorischen Grenzen für den Gebrauch digitaler Technologien.

    Die Politik muss einerseits die Nutzung dieser Technologien erleichtern und andererseits potenzielle Probleme wie die Automatisierung von Aufgaben berücksichtigen. Obwohl die Digitalisierung große Produktivitätssteigerungen verspricht und es riskant ist, hier nicht Schritt zu halten, schafft sie auch potenzielle Probleme für Wirtschaft und Gesellschaft.

    Um die digitale Transformation optimal zu nutzen, muss sich die EU im globalen Umfeld gut positionieren. Sie muss bessere interne Bedingungen für Innovation in Technologien schaffen, die im europäischen Interesse liegen, und sie muss den Menschen helfen, ihre digitale Kompetenz zu verbessern.