Topleute afrikanischer Venture-Capital-Fonds diskutierten in Oxford über Wege zu einem passgenauen Angebot für den Kontinent. Wir fassen die wichtigsten Ergebnisse zusammen

Von Déborah Vouche und Michael Steidl

Zum ersten Africa Venture Finance Programme an der University of Oxford kamen im September 40 Managerinnen und Manager 15 afrikanischer Venture-Capital-Fonds zusammen und diskutierten mit europäischen Fondsmanagern und Fachleuten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Beratung. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie der Markt für Risikokapital in Afrika weiter wachsen kann. 2021 floss bereits ein Rekordbetrag von fünf Milliarden US-Dollar in Start-ups, 2022 wird es voraussichtlich noch mehr sein. Ziel ist ein wirklich passgenaues Angebot für Afrika.

Die folgenden Ansätze liefern Antworten auf die Frage: Wie kann Venture Capital in Afrika funktionieren?

  1. Mehr Nachwuchs für das Fondsmanagement ausbilden, vor allem Frauen und Kräfte in Frontier-Märkten. Sie spielen in Afrika eine Schlüsselrolle beim Ausbau des Venture-Capital-Angebots, weil sie sich eher auf vernachlässigte Märkte und Neugründungen von Frauen konzentrieren. Bei all dem Hype um Venture Capital in Afrika gilt noch immer: Startkapital für Gründerinnen bleibt Mangelware und liegt prozentual im einstelligen Bereich. Eine Weltbank-Studie von 2021 belegt dies. Nur 3 Prozent der Frühphasen-Finanzierungen seit 2013 gingen an rein weibliche Gründungsteams, 76 Prozent hingegen an rein männliche Teams. Hier braucht es eine Trendwende, um das Potenzial voll auszuschöpfen.   
  2. Mehr Kapital einheimischer Institutionen in Fonds investieren – neben dem ausländischen Kapital, das in den letzten zwei Jahren zufloss. Gegenwärtig kommt das meiste Kapital in Afrika von privaten und ausländischen Investoren, hauptsächlich aus den USA. Afrika ist heute die profitabelste Region der Welt, trotzdem gibt es kaum Fonds mit Kapital aus Afrika. Für eine langfristig nachhaltige Entwicklung müssen sich einheimische Institutionen mit Kapital engagieren. Und die Fonds müssen eigene Expertise aufbauen. 
  3. Neben Eigenkapital sind auch Venture Debt und Mezzanine-Finanzierungen in den Blick zu nehmen. Venture Debt gehört als weiteres Instrument in den Werkzeugkasten afrikanischer Investoren. Fremdkapital hat für geeignete Projekte zur rechten Zeit seine Vorteile: Es verwässert die Anteile der bisherigen Investoren nicht und bietet sich auch parallel zu Kapitalerhöhungen an.
  4. Der afrikanische Markt würde von geduldigerem Kapital profitieren, auch wenn es für Limited Partnerships nicht attraktiv ist. Solange es keinen reifen, funktionsfähigen Exit-Markt gibt, setzen die weltweit üblichen Standardzeiträume für Beteiligungen afrikanische Fonds übermäßig unter Druck und wecken unrealistische Erwartungen. 

Zugang, Teilhabe und Bezahlbarkeit kennzeichnen die attraktivsten Projekte Qualität sticht alles andere. Zugang zu guten Projekten ist für Investoren ein kritischer Erfolgsfaktor. Teilhabe eröffnet Chancen auf dem ganzen Kontinent. 

Eine dynamische Venture-Capital-Szene

Afrikas Start-up-Szene boomt und verspricht Lösungen für viele Probleme des Kontinents – etwa die hohe Arbeitslosigkeit, vor allem unter jungen Menschen. Aber der Schritt vom kleinen Start-up zum ernst zu nehmenden Wettbewerber bleibt schwierig. Scale-ups tun sich immer noch schwer, gute Leute und Zugang zu Märkten zu finden. Bei vielen hapert es auch an der Führungskompetenz, bei der Finanzierung und dem Zugang zu Infrastruktur. Besonders entmutigend sind oft die finanziellen Probleme.

Die afrikanische Venture-Capital-Branche wächst rasant und reagiert auf den Bedarf der Start-ups. Damit treten auch viele neue Akteure auf den Plan. Allerdings müssen die Fonds noch den typischen Silicon-Valley-Ansatz an Afrika anzupassen, wo „Exits“ (mit dem Verkauf der Anteile an andere strategische oder finanzielle Investoren) eher selten sind. Ein wichtiger Aspekt ist, dass Afrika aus 54 Ländern besteht, mit großen Unterschieden, was die Regulierung, Infrastruktur, Talentpools und Finanzmärkte betrifft. Da sich viele wachstumsstarke Start-ups in verschiedenen Regionen etablieren wollen, müssen die Fonds das Umfeld verstehen, in dem sie agieren – oder vielmehr die 54 verschiedenen Umfelder.  

Befeuern und begeistern

Deshalb ist das Africa Venture Finance Programme so wertvoll.  Das Programm wurde von Boost Africa initiiert und finanziert, in Partnerschaft mit AfricaGrow. Boost Africa ist eine gemeinsame Initiative der Europäischen Investitionsbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank. Auch die Europäische Union beteiligt sich finanziell. AfricaGrow ist ein Dachfonds, den Allianz Global Investors betreut. Die KfW gibt dazu Geld für technische Hilfe.

„Ich kann mir keinen besseren Weg vorstellen, die Entwicklung zu befeuern und Leute zu begeistern: Führende Akteure zusammenbringen und sie dann gemeinsam machen lassen“, so Keet van Zyl, Mitgründer von Knife Capital, einer Venture-Capital-Firma aus Kapstadt.

Der Kurs fand an der Saïd Business School der University of Oxford statt. Die Neuauflage 2023 ist schon in Planung.



Über die Autoren:

Déborah Vouche ist Investment Officer für Private Equity bei der EIB Global, dem Geschäftsbereich der EIB für Projekte außerhalb der EU.

Michael Steidl ist Experte für technische Hilfe im Bereich Advisory and Blending der EIB Global.