Besserer Hochwasserschutz lässt flutgeschädigte Menschen in Bosnien und Herzegowina wieder ruhig schlafen
Der 16. Mai 2014 veränderte alles in Brodac. An diesem Tag wurde das einst blühende Dorf vor den Toren von Bijeljina von einer der schlimmsten Überschwemmungen heimgesucht, die es in Bosnien und Herzegowina je gab. Bei Radiša Rikanović Miko stand binnen Stunden alles unter Wasser. Der Landwirt betreibt einen der größten Höfe in der Region.
„Das Wasser kam von zwei Seiten – von der Drina im Westen und von der Save im Osten“, erzählt Miko.
„Im Dorf trafen die Fluten zusammen, und in kaum 20 Minuten stieg der Pegel auf 30 Zentimeter über normal.“
Nach wenigen Stunden stand das Wasser bei zwei Metern, verwandelte erntereife Mais- und Weizenfelder in Sümpfe, brachte das Vieh in Gefahr und zerstörte Landmaschinen.
„Als ich den Ernst der Lage erkannte, ließ ich die Tiere frei“, so Miko. „Was ich in dem Augenblick empfand, lässt sich kaum beschreiben. Wenn du alles loslässt, was du hast. Dein ganzes Hab und Gut – von jetzt auf gleich, alles weg.“
Der Schaden an Mikos Hof wurde auf rund 61 000 Euro geschätzt.
Zusammen mit der Europäischen Union half die Europäische Investitionsbank, die unmittelbaren Schäden zu beseitigen, und mobilisierte 74 Millionen Euro für den Wiederaufbau. Deiche, Böschungen, Kanäle und Pumpwerke wurden instandgesetzt, damit sie künftig besser vor Überschwemmungen schützen. Ein Teil des Geldes floss auch in den Hochwasserschutz und Frühwarnsysteme, die den über 600 000 Menschen in gefährdeten Gebieten mehr Sicherheit geben.
Hochwasserschutz lindert Sorgen in Brodac
Mit ihrem Engagement hilft die EU den Menschen vor Ort, das Trauma zu bewältigen.
„Offen gesagt, war ich danach verzweifelt. Aber dann siehst du deine Kinder, du siehst andere, die in Not sind, und du weißt: du bist nicht allein“, sagt Miko. „Gott bewahre, dass irgendwer so etwas erleben muss.“
Die Flut zerriss das ruhige Leben im Dorf. Erst brach die Ernte ein, weil die Böden nicht mehr viel hergaben. Dann zeigten sich die tieferen Spuren bei den Menschen: Viele gerieten auf einmal in Panik, sobald es stark regnete.
„Vor 2014 konnten wir uns etwas leisten und an besonderen Tagen auch mal frei nehmen“, sagt Miko. „Aber wenn du plötzlich alles verlierst, kannst du das nie mehr ganz aufholen. Du hinkst immer hinterher, egal wie hart du arbeitest.“
Hochwasserschutz für Mensch, Haus und Hof
Auf Mikos Hof mit seinen 100 Tieren und 82 Hektar Land beginnt die Arbeit um fünf Uhr morgens, jeden Tag. Und dann geht es bis in die Nacht. Mindestens dreimal sieht er nachts nach seinen 30 Milchkühen. Seine Frau und die drei Kinder – alle packen mit an und wollen den Familienbetrieb fortführen, den ihnen der Großvater hinterlassen hat. Jetzt sind sie dankbar für jede Hilfe, zumal das Leben auf dem Bauernhof voller Unwägbarkeiten ist.
Für die Planung des Hochwasserschutzes erhielt Bosnien und Herzegowina einen Zuschuss von 7,3 Millionen Euro aus dem Investitionsrahmen für den Westlichen Balkan. Damit wurde technische Hilfe bei der Ausarbeitung von Hochwassergefahren- und -risikokarten finanziert.
„Dieses Jahr war es ähnlich wie 2014, mit Starkregen und Unmengen an Wasser, das in alle Richtungen strömte“, sagt Miko. „Die Save war randvoll und trat zum Teil über die Ufer. Aber diesmal hatte ich keine Sorgen, dass es wieder so schlimm würde wie damals.“ Alle kritischen Punkte von Matković bis Brodac wurden fachmännisch repariert. Und an manchen Stellen gibt es Durchlässe für den Fall, dass Wasser abgeleitet werden muss.“
„Hier in Brodac sind wir wirklich froh darüber, das sagen alle. Gut gemacht!“, lobt Miko, bevor er loseilt zum Mittagstisch mit der Familie.
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