Stadtplanung nach Corona heißt: Pandemien mitbedenken und Städte grüner und klimafester machen. Barcelona zeigt, wie das geht

Mehr Platz für Fußgänger. Saubere Luft. Ein besseres Leben für Menschen jeden Alters.

Das sind nur einige der Ziele, die Barcelona sich gesetzt hat. Es geht um Erneuerung mit Blick auf die nächsten 30 Jahre. Die 1,5-Millionen-Stadt will sauberer werden, für junge Menschen attraktiv bleiben und den älteren ein eigenständiges Leben ermöglichen.

„Barcelona hat eine klare Strategie“, resümiert Alex Saz-Carranza von der Europäischen Investitionsbank, der Kredite in Spanien betreut. „Die Stadt setzt bei der Mobilität an, verbessert die Energieeffizienz und stärkt den sozialen Zusammenhalt. Damit will sie die Pandemie abschütteln und sich für die Zukunft wappnen.“

In den letzten Jahren stand die Stadtplanung vor allem im Zeichen des Klimawandels. Doch mit Corona kamen neue Herausforderungen hinzu, vor allem im Gesundheitswesen und für dicht besiedelte Innenstädte. Öffentliche Flächen müssen so gestaltet werden, dass wir uns treffen, aber auch einen sicheren Abstand halten können.

2020 erhielt Barcelona von der Europäischen Investitionsbank einen Kredit über 95 Millionen Euro für rund 40 Projekte, die den Klimaschutz fördern und soziale Ungleichheit abbauen: mehr Platz für Fußgänger und Radfahrerinnen auf den Straßen; energieeffizientere Gebäude und neue Angebote für soziale, kulturelle und sportliche Aktivitäten.

Superblocks für ein besseres Leben

Ein Viertel des Geldes fließt in die Neugestaltung eines fast 200 000 Quadratmeter großen Geländes. Sogenannte „Superblocks“ mit großen autofreien Gemeinschaftsflächen und Geschäften schaffen eine Siedlung der kurzen Wege, in der alles Nötige rasch und sicher erledigt werden kann:

  • Fußgänger sollen vielerorts Vorrang haben
  • Autos dürfen in bestimmten Zonen nicht schneller als zehn Stundenkilometer fahren
  • Kitas, Schulen, Sportzentren, Bibliotheken und Pflegeheime werden neu gebaut oder renoviert
  • Alle Neubauten müssen nahezu emissionsfrei sein
  • Neue Buslinien und Radwege sollen Menschen dazu bewegen, das Auto stehen zu lassen, damit die Luft besser wird
  • Hinzu kommen neue Bäume, die zügig gepflanzt werden

So wappnet sich die Stadt gegen den Klimawandel und hilft den Menschen, Abstandsregeln einzuhalten.

Autofreie Zonen

Wie London, Paris und andere Städte in Europa schafft Barcelona autofreie Zonen, die zum Radfahren animieren und die Straßen beleben. Jetzt in der Pandemie, wo alle Abstand halten müssen, soll es damit noch schneller vorangehen. Auch weil Städte rund 75 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verursachen.

Die Europäische Investitionsbank hilft Städten bei langfristigen Lösungen für einen grünen Verkehr, mehr Energieeffizienz, bezahlbare Wohnungen, Bildung und Gesundheit. In den vergangenen acht Jahren hat die Bank mehr als 150 Milliarden Euro in modernere Städte investiert.

Das Projekt in Barcelona ähnelt einer Finanzierung, die die Bank 2020 an Mailand vergab: 201 Millionen Euro für energieeffiziente Gebäude, eine fußgängerfreundliche Stadt und einen besseren öffentlichen Nahverkehr, mehr Grünflächen und Pandemiehilfen für Unternehmen.

Die Klimabank als Partner der Wahl

Barcelona ist im Kampf gegen Klimawandel und Umweltnotstand weit vorne mit dabei. Mit ihrem Klimaplan bis 2030 will die Stadt ihre Treibhausgasemissionen, den Wasserverbrauch und die Armut deutlich verringern und bis 2050 klimaneutral werden.

 „Die Menschen in Barcelona ziehen aktiv mit und beteiligen sich von jeher stark“, erklärt Leonor Berriochoa, Expertin für Stadtentwicklung bei der Europäischen Investitionsbank. „Das öffentliche Engagement in Sachen Klima und Soziales ist groß. Die Menschen machen gerne mit. Sie sagen ihre Meinung und helfen, Städte lebendiger zu gestalten.“

Für die Finanzierung wählte Barcelona die Europäische Investitionsbank als Partner, weil es der Stadt wichtig war, mit einer Klimabank zusammenzuarbeiten. „Sie wollten eine grüne Finanzierung, und die bieten wir ihnen“, so Berriochoa. „Wir können der Stadt helfen, ihre Klimaziele zu erreichen.“

Für ihren Kollegen Alex Saz-Carranza ist Barcelona bei grünen Investitionen schon seit Jahren anderen Städten einen Schritt voraus: „Die Stadt ist sehr grün. Sie macht sich viele Gedanken über den Klimawandel und wie sie sich daran anpassen kann.“

Die Europäische Investitionsbank will auch anderen Städten helfen, klimafester zu werden und ihre Pläne umzusetzen. Sie finanziert bei Weitem nicht nur Infrastruktur. Als Bank der EU nimmt sie nun stärker die Stadterneuerung in den Blick, damit die Innenstädte für Geschäfte und zum Wohnen attraktiv bleiben und klimafreundlicher werden. Denn wo es leicht ist, zu Fuß zu gehen oder das Fahrrad, die Tram oder die U-Bahn zu nehmen, lässt es sich gesünder und besser leben.

Die Städte müssen den Menschen zuhören, die dort leben, sagen die Fachleute der EIB. Und sie müssen sich wandeln. Sonst werden Geschäfte schließen und viele Leute wegziehen.