Der City Climate Finance Gap Fund blickt mittlerweile auf zwei Jahre Erfahrung zurück und will seine technische Hilfe nun auf 40 neue Städte ausweiten

Von Giulia Macagno und Augustin Maria

Städte leiden unter den Folgen des Klimawandels, sind jedoch gleichzeitig für 72 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Damit sind sie geradezu prädestiniert, um im Klimaschutz vorwegzugehen.

Der City Climate Finance Gap Fund wurde im September 2020 gegründet. Mehrere Geldgeber schlossen sich zusammen1, um Städten in Entwicklungs- und Schwellenländern dabei zu helfen, ihre Pläne für emissionsarme, klimaresiliente Vorhaben in konkrete Strategien und finanzierungstaugliche Klimaprojekte zu überführen. Die Weltbank und die Europäische Investitionsbank setzen den Gap Fund gemeinsam über zwei Treuhandfonds um, in enger Abstimmung mit ihren wichtigsten Partnern: dem Netzwerk C40 Cities, dem Globalen Konvent der Bürgermeister für Klima und Energie, ICLEI – Lokale Gebietskörperschaften für Nachhaltigkeit und der Cities Climate Finance Leadership Alliance. Die EIB stimmt sich bei der Umsetzung mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ab.

Im zweiten Jahr seines Bestehens war der Gap Fund bestrebt, Klimaschutz und Klimaanpassung in Städten auszuweiten, indem er die Lücke bei der Finanzierung technischer Hilfe in den frühen Projektplanungsphasen weiter verkleinerte. Das Ergebnis: Städte bewältigen den Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaft besser. Damit hat der Gap Fund seinen Daseinszweck erneut unter Beweis gestellt.

Technische Hilfe für CO2-arme, klimaresiliente Stadtentwicklung

Bis September 2022 genehmigte der Gap Fund technische Hilfe für 95 Städte in 36 Ländern, damit aus ihren Klimaplänen finanzierungstaugliche Projekte werden. Diese Städte liegen in folgenden Ländern: Äthiopien, Vietnam, Indonesien, Indien, Demokratische Republik Kongo, Jemen, Ukraine, Philippinen, Kolumbien, Malediven, Senegal, Tansania, Kenia, Uganda, Côte d’Ivoire, Kambodscha, Mongolei, Panama, Argentinien, Mexiko, Brasilien, Honduras, Guatemala, Ecuador, Mali, Ruanda, Marokko, Ägypten, Türkei, Montenegro, Kosovo, Albanien, Vanuatu, Philippinen, China und Südafrika. Der Gap Funds hilft den Städten dabei:

  • die Herkunft ihrer Treibhausgase zu ermitteln
  • Szenarios zu entwerfen, wie ihr Wachstum und ihre Form die Emissionen in Zukunft beeinflussen
  • Strategien und Infrastrukturinvestitionen zu priorisieren
  • alternative technische Lösungen für weniger Emissionen und mehr Resilienz zu analysieren
  • mögliche Geschäftsmodelle zu sondieren und Projekte zu konzipieren
  • Vormachbarkeitsstudien durchzuführen und die nächsten Projektphasen vorzubereiten

Die Unterstützung des Fonds erstreckt sich auf diverse Sektoren: klimaintelligente Stadtplanung, Abfallwirtschaft, Energieeffizienz und kleinere Erneuerbare-Energien-Projekte, nachhaltige Mobilität, naturbasierte Lösungen sowie Wasserbewirtschaftung und Management von Hochwasserrisiken. Der Gap Fund hilft auch dabei, lokale und nationale Aktionspläne zu koordinieren – damit CO2-arme, widerstandsfähige und lebenswerte Städte entstehen.

Eine Reihe von Aufträgen für technische Hilfe sind bereits abgeschlossen oder stehen kurz davor:

  • In Vanuatu analysierte der Fonds die technischen Optionen und die möglichen Erzeugungsmengen für eine kleine Biogasanlage auf dem Zentralmarkt von Port Vila. Hinzu kam eine Kosten-Nutzen-Analyse zur Ermittlung der effizientesten Lösung.
  • In Makindye, Nira, Entebbe und Nansana in Uganda hilft der Gap Fund bei der Beurteilung, welche Ausgangsstoffe für Verwertungsanlagen für organische Abfälle verfügbar sind. Zudem werden alternative Systeme analysiert und ein Projektkonzept entworfen.
  • In Pristina, Kosovo, wurde analysiert, wie nachhaltig die Stadt aktuell ist. Daraus entstanden drei Wachstumsszenarios für 2040, um die möglichen Entwicklungspfade der Stadt in den kommenden zwei Jahrzehnten zu vergleichen. Die Analyse wurde im städtischen und nationalen Maßstab durchgeführt.
  • ·In Addis Abeba förderte der Fonds eine klimaintelligente Stadtentwicklung durch (i) die Integration von Investitionsplänen in die Stadtplanung und (ii) die Erarbeitung eines integrierten Aktionsplans für eine grüne, klimaresiliente Stadtentwicklung, der strategische Maßnahmen, vorrangige Investitionen und den Aufbau von Institutionen umfasst.

Partnerschaften und Wissensaustausch

Neben technischer Hilfe für ausgewählte Städte fördert der Fonds auch aktiv Partnerschaften und den Wissensaustausch. Im Jahr 2022 produzierte er mehrere technische Analysen:

  • Analyse der Klimaschutzpläne in Lateinamerika und der Karibik
  • Ausbau der Klimafinanzierung in chinesischen Städten
  • Auswirkungen von Elektrofahrzeugen auf den öffentlichen Raum in Städten
  • CO2-arme Verbesserung der Lebensbedingungen in Slums, globale CO2-Emissionen von Städten – Datenquellen
  • Methodik zur Bewertung von Reduktionspfaden für Treibhausgasemissionen – ein städtischer Ansatz

Mit Blick auf die Zukunft wird der Gap Fund noch enger mit seinen Partnern zusammenarbeiten, um:

  • Städte und Städtenetzwerke auf den Fonds, seine Arbeit und sein Unterstützungsangebot aufmerksam zu machen und über den Ablauf der Antragstellung zu informieren
  • Informationsmaßnahmen zur Förderung einer CO2-armen, klimaresilienten Stadtentwicklung durchzuführen
  • Städte beim Kompetenzaufbau zu unterstützen, damit sie Probleme erkennen und beseitigen, wenn es darum geht, Aktionspläne für nachhaltige Energie und Klimaschutz in Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekte zu überführen

Die bisherige Bilanz des Gap Fund

In vielen Städten hat sich die Haushalts- und Personallage durch die Covid-19-Pandemie weiter verschlechtert. Klimaereignisse im Sommer 2022 haben gezeigt, wie dringend wirksame Maßnahmen benötigt werden, um die Menschen in den Städten zu schützen. Entsprechend groß ist das Interesse von Städten und Verwaltungen an der Arbeit des Gap Fund – auch wenn ihr Bedarf oft weit über das Angebot des Fonds hinausgeht. Einige Länder benötigen bereits Hilfe bei der Antragsvorbereitung, damit der Fokus auch wirklich auf den Klimafolgen liegt und die beantragte Unterstützung genau definiert ist. Hierbei können Partner wie etwa Städtenetzwerke wichtige Hilfestellung leisten.

Zahlreiche Anträge kamen von kleinen und mittelgroßen Städten, was ein breites Bewusstsein der Städte und ihr Interesse an Klimamaßnahmen signalisiert. Der Gap Fund benötigt allerdings eine gewisse Größenordnung bei den Klimavorhaben, denn die geförderten Projekte sollen schließlich einmal bankfähig werden. Dies berücksichtigt er bei seinen Modellen, etwa durch die Zusammenarbeit mit nationalen Regierungen und Entwicklungsbanken, damit er besser auf die Anforderungen kleinerer und mittelgroßer Städte eingehen kann.

So geht es weiter

Der Gap Fund wird auch nächstes Jahr aufbauend auf seinen Erfahrungen und Erfolgen technische Hilfe für Städte vorantreiben. Ziel wird sein, Wissen weiterzugeben, auf den Fonds aufmerksam zu machen und Städten die wichtigsten Ansätze, Werkzeuge und Plattformen für eine CO2-arme, resiliente Stadtentwicklung zugänglich zu machen.

Um 40 Städte soll das Fondsportfolio 2023 erweitert werden. Die Weltbank und die Europäische Investitionsbank werden zudem mit wichtigen Partnern weiter für den Gap Fund sensibilisieren, etwa durch persönliche und virtuelle Veranstaltungen zum Thema der CO2-armen, resilienten Stadtentwicklung auf städtischer, regionaler oder globaler Ebene.

Giulia Macagno: 

Ich bin Senior Economist in der Abteilung „Beratung städtische Investitionen“ bei der Europäischen Investitionsbank. Ich helfe Städten, vor allem in Entwicklungsländern, bei der Vorbereitung emissionsarmer, klimaintelligenter Stadtentwicklungsprojekte, die dem Pariser Abkommen entsprechen und die Lebensqualität der Menschen verbessern.


1 Derzeit finanziert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und vom luxemburgischen Ministerium für Umwelt, Klima und nachhaltige Entwicklung.