Die Becher von Max und Allen Mohammadi sehen aus wie Plastik, sind aber aus Pflanzen und biologisch abbaubar

Die Brüder Allen und Max Mohammadi wohnen in Schweden. Als Ingenieure und Entrepreneure stellen sie sich gerne globalen Herausforderungen.

Sie erhielten bereits Auszeichnungen für eine mit künstlicher Intelligenz arbeitende Plattform, mit der Ärzte Vorstufen von Herzerkrankungen erkennen können. Ihr jüngstes Projekt, PlasticFri, wendet sich gegen die Vermüllung der Umwelt durch Plastik. Die Brüder haben ein neues biobasiertes Material entwickelt, das aus nachwachsenden Rohstoffen wie Pflanzen hergestellt wird und wie herkömmliches Plastik verwendbar ist. Dabei ist es mineralölfrei und kann mit normalen Maschinen verarbeitet werden. So entstehen erschwingliche und ungiftige Einwegprodukte wie Becher, Tüten und Verpackungsfolien.

„Auf die Idee gebracht hat uns die Familie“, erzählt Allen von seinem Zuhause in Stockholm aus. „Immer wenn wir mit unseren Eltern einen Ausflug machten, verbrachten wir Stunden damit, Müll aufzusammeln, um die Umgebung sauber zu halten.“

Als Erwachsene machten Allen und Max damit einfach weiter. „Wir stellten immer wieder fest, dass wir meistens auf Plastikmüll stießen. Und der wird immer mehr. Max machte sich deshalb auf die Suche nach einer massentauglichen Alternative zu Plastik.“

Die schiere Menge des Plastikmülls ist schwindelerregend. Und jedes Stück Plastik, das je produziert wurde, existiert bis zum heutigen Tag – auf Deponien begraben oder als Plastikinseln in den Meeren treibend. Das Ausmaß des Problems und die Tatsache, dass es immer weiter zunimmt, war einer der Hauptgründe für ihr Forschungsinteresse, so die Brüder.

Europäische Standards

Schon bald forschten Allen und Max gemeinsam. 2018 hatten sie ein stabiles Ausgangsmaterial aus Biomüll und nicht essbaren Pflanzen entwickelt. Dann nahmen sie die Verarbeitung und industrielle Nutzung von PlasticFri in Angriff.

Dieses Jahr lief die kommerzielle Produktion an. Das Material, für das ein Patent angemeldet wurde, erhielt bereits die Zertifizierung für die europäische Norm EN 13432. Dafür müssen sich kompostierbare Kunststoffe nach zwölf Wochen zersetzen und nach sechs Monaten biologisch abgebaut sein.

PlasticFri gewann den zweiten Preis im EIB-Wettbewerb für Soziale Innovation 2020 und damit ein Preisgeld von 20 000 Euro. Das ist nur eine der vielen Auszeichnungen, die das Unternehmen in den vergangenen Jahren erhielt. Im Juli etwa prämierte die Solar Impulse Foundation PlasticFri als eine von tausend effizienten Lösungen zum Umweltschutz.

„Jedes Jahr werden in Europa 60 Milliarden Papierbecher weggeworfen“, liefert Max Fakten. „Weltweit sind es 600 Milliarden. Die Leute verwenden einen Becher 30 oder 40 Minuten lang und denken, es ist okay, weil er aus Papier ist. Aber wegen der Kunststoffbeschichtung dauert es oft 20 bis 30 Jahre, bis so ein Becher verrottet. Wir halten das für verrückt – wir alle müssen hier umdenken.“

Das größere Ziel vor Augen

Deswegen, so Max, nahmen sie Papierbecher ins Visier. Jeder kennt sie, jede benutzt sie, und genau das zeigt das Ausmaß des Problems. Mit PlasticFri gibt es jetzt eine Alternative. Das Unternehmen begann dieses Jahr mit dem Verkauf seiner Becher – monatlich kann es fünf Millionen Becher jeder Größe herstellen, so Max.

Allen erklärt, dass PlasticFri wenig kostet, dass die CO2-Emissionen im Vergleich zu konventionellem Plastik um 86 Prozent sinken und dass PlasticFri-Becher wirklich recycelt werden können. So überleben die Bäume, die man für die Papierherstellung bräuchte, und die Brüder tragen zur Kreislaufwirtschaft bei. „Wir wollen den Plastikmüll beseitigen, indem wir bessere Alternativen bieten“, sagt Max.

Biologisch abbaubare Becher und Tüten sind aber nur ein Teil der Lösung, meinen die Brüder. PlasticFri soll zu einer Plattform werden, die sensibilisiert und die Menschen zum Umdenken bringt.

„Im Grunde weist PlasticFri den Weg in eine nachhaltige und sauberere Zukunft“, so Allen stolz. „Mit unseren Entscheidungen im Alltag können wir alle viel bewirken.“