Portugiesisches Unternehmen fertigt Schuhe aus Meeresmüll

Adriana Mano, Schuhdesignerin und Produktentwicklerin von Beruf, kam die zündende Idee 2015 in Portugal beim Müllsammeln am Strand.

Jemand fragte: „Warum nimmst Du das Plastik nicht für Deine Schuhe?“ Zuerst lachte sie, weil Plastik für Schuhe nicht die beste Wahl ist. Aber dann ließ der Gedanke sie nicht los.

Jedes Jahr landen riesige Mengen Plastikmüll im Meer. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber die Schätzungen reichen von 8 bis 23 Millionen Tonnen. Meerestiere verfangen sich im Müll oder verschlucken kleinste Plastikpartikel, ganze Müllstrudel treiben im Meer.

2018 wurde Mano auf die Aktion einer lokalen Universität aufmerksam, die die beste Idee zur Wiederverwertung von Müll prämierte. Dort reichte sie ihre Schuhidee ein – und gewann. Da dachte sie sich: „Vielleicht können wir das wirklich groß aufziehen.“

Sprödes Plastik für Schuhe

Mithilfe ihrer Kontakte in der Branche vertiefte sie sich in das Projekt. Plastik ist an sich zu spröde für Schuhe, deshalb mischte sie geschreddertes Plastik mit natürlichem Gummi. Heraus kamen biegsame, bunt gesprenkelte Sohlen.

Für den restlichen Schuh verwendete sie nur ökologische, fair gehandelte und vegane Materialien – Biobaumwolle, recyceltes Leinen, die Lederalternative aus Ananasblättern „Piñatex“, portugiesischen Kork. Ein No-Go waren Mikrofasern, Leder oder Synthetik.

Ihre Erfahrung in der Schuhbranche war dabei von großem Nutzen. „Viele Menschen haben an uns geglaubt und uns unterstützt“, erzählt sie. So kam sie auch gratis an Formen für Schuhsohlen, die normalerweise ein nettes Sümmchen kosten. Andere halfen ihr beim Marketing, bei der Kommunikation und der Gestaltung ihrer Website. Staatliche Mittel oder Bankkredite erhielt sie keine. Für sie fühlte es sich so an, als „backe man einen Kuchen ohne Eier“. Trotzdem gelang es ihr, ihre Firma aufzubauen.

Mano entwarf eine einfache, schicke Riemchensandale. So bekam das Unternehmen auch seinen Namen: Zouri, nach der traditionellen japanischen Zehenstegsandale. Per Crowdfunding beschaffte sie sich innerhalb eines Monats 30 000 Euro für die Produktion.

2019 belegte Zouri den zweiten Platz beim Wettbewerb der EIB für Soziale Innovation in der Sonderkategorie für nachhaltigen Konsum und nachhaltige Produktion. In dem Wettbewerb werden jährlich Unternehmerinnen und Unternehmer prämiert, die Lösungen für gesellschaftliche oder ökologische Probleme anbieten.
Mittlerweile stellt Zouri auch Sneaker her. Produziert wird im Umkreis von 100 Kilometern vom Standort ihres Ateliers in Guimarães. Der Vertrieb läuft direkt über das Internet, aber auch über Schuhläden, Concept Stores, Hotels und andere Kanäle.

Im ersten Jahr machte Zouri einen Umsatz von 200 000 Euro. 2021 erwirtschaftete sie trotz Pandemie schon das Doppelte, was dem gemeinsam mit O’Neill, einer kalifornischen Winter- und Surfbekleidungsmarke, vermarkteten Sneaker zu verdanken war.  Dieses Jahr erwartet Mano einen Umsatz von 500 000 Euro.

600 Kilo Plastik für ein Paar Schuhe

Das meiste Plastik stammt aus Fischernetzen. Zouri selbst führt keine Säuberungsaktionen durch, arbeitet aber mit NGOs, Städten und Schulen zusammen, die Müll an Stränden aufsammeln. Die Hälfte des Plastikmülls wird von einer Organisation namens Brigada do Mar geliefert, die seit 2008 an portugiesischen Stränden aufräumt.

>@Zouri Shoes
© Zouri Shoes

Lokale NGOs sammeln Plastik für Zouri

Zouri taucht bei den Aktionen auf, trennt das Plastik vom restlichen Müll, und verwahrt es im Lager, bis es für die Schuhsohlen geschreddert wird.

Rute Novais, Mitgründerin von Brigada do Mar meint: „Zouri brachte endlich eine Lösung für den Plastikmüll. Anfangs wusste kaum jemand, wohin damit, und fast niemand sprach von Nachhaltigkeit oder Kreislaufwirtschaft.“

Zouris Sandalen enthalten umgerechnet acht 0,3-Liter-Plastikflaschen je Sohle. Von jeder Tonne gesammeltem Plastik benutzt das Unternehmen etwa 600–700 Kilo. Metall und Glas, die den Shredder beschädigen können, werden aussortiert. In den vergangenen Jahren hat Zouri acht Tonnen Plastik gesammelt und rund vier Tonnen in Schuhen verarbeitet.

Die große Preisfrage bei jeder Sammelaktion ist: Wie groß muss der Lkw sein? „Das Geschäft lässt sich schwer planen, man weiß nie, wieviel Rohmaterial man bekommt“, meint Mano.

Zouri will nun in Keramik, Möbel und Mode expandieren. „Wir wollen keine Schuhmarke sein“, sagt Mano. „Wir stehen für Meeresplastik, das vielfältig zum Einsatz kommt.“